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Kairouan (القيروان, al-Qairawân) ist eine Stadt in Tunesien. Bis zum 11. Jahrhundert war sie ein wichtiges islamisches Zentrum in Nordafrika (Ifriqiya).
Kairouan liegt 150 km südwestlich von Tunis 6 und 50 km westlich von Sousse. Kairouans Bedeutung liegt heute in seiner Geschichte als Zentrum islamischer Gelehrsamkeit bis zum 11. Jahrhundert. Mit dem alten Stadtkern mit den nach Zünften geordneten Märkten, mit seinen Moscheen und anderen Sakralbauten steht Kairouan auf der Liste des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit.
Die Stadt wurde um 670 von den muslimischen Arabern unter Uqba ibn Nafi als Stützpunkt für die Eroberung Nordafrikas gegründet. Da die Flotte von Byzanz das Mittelmeer beherrschte, erfolgte die Gründung im sicheren Landesinneren. Kairouan entwickelte sich bald zum Zentrum der arabischen Kultur und des Islam in Nordafrika. Die Stadt spielte auch bei der Arabisierung der Berber und der Lateinsprecher im Maghreb eine bedeutende Rolle.
Kairouan war Hauptsitz der arabischen Statthalter von Ifriqiya und später die Hauptstadt der Aghlabiden. Im Jahre 909 übernahmen die ismailitischen Schiiten, die Fatimiden die Macht, zogen sich aber im Verlauf der Kriege, die sie mit der sunnitischen Bevölkerung Kairouans führten, immer mehr in die von ihnen gegründete Hauptstadt al-Mahdiya an der östlichen Meeresküste zurück, um von dort aus das Zentrum des fatimidischen Kalifats gegen 972-973 nach Kairo (al-Qâhira = "die Siegreiche") zu verlagern. Mitte des 10. Jahrhunderts hatte Kairouan mehr als hunderttausend Einwohner und eine aus den umliegenden Bergen abgeführte Wasserversorgung mit zahlreichen Zisternen in der Stadt und unter der Hauptmoschee. Nach dem endgültigen Abzug der Fatimiden übernahm die fatimidischen Vasallendynastie, die Ziriden, die Macht über Ifriqiya. Unter ihrem bekanntesten Herrscher al-Mu'izz b. Bâdis (1016-1062), der sich um die Gunst der sunnitischen Bevölkerung bemühte, erlebte die Stadt ihre letzte Blüte in ihrer Geschichte. Im Jahre 1054 überfielen die Beduinenstämme der Banu Hilâl und Banu Sulaim als eine von den Fatimiden Kairos beauftragte Strafexpedition gegen die abtrünnigen Ziriden die Stadt und zerstörten sie nahezu vollständig. 1057 floh al-Mu'izz nach al-Mahdiya und gab Kairouan und seine Umgebung der Plünderung frei. Durch den Aufstieg der Küstenstädte, vor allem Tunis 6 , unter den Hafsiden verlor die Stadt immer mehr an Bedeutung.
Die Hauptmoschee, heute noch das Wahrzeichen von Kairouan, ist bereits gegen 670 vom Eroberer Nordafrikas 'Uqba ibn Nâfi' neben dem Lagerplatz des muslimischen Heeres gegründet und von den Folgedynastien mehrfach erweitert worden. In ihrer endgültigen Größe ist die Moschee 125 m lang und 73 m breit und gehört architektonisch zum Typ der Hofmoschee. Der Betsaal wird von zwei Kuppeln bedeckt: eine ist über dem mihrab an der qibla-Wand, am ältesten baulichen Teil überhaupt, angeordnet, die andere weist zum großen Innenhof hin, die bei der Erweiterung der Moschee über einer Galerie mit Hufeisenbögen geschaffen wurde. Der Betsaal besteht aus siebzehn Längsschiffen, sieben Nischen und einem Querschiff. Das mittlere Längsschiff führt zum mihrab, das die Form einer halb-zylindrischen Nische hat. Unmittelbar daneben ist der wohl älteste, im Original erhaltene minbar, die Kanzel der Moschee, angeordnet. Er ist in den Jahren 862-863 mit reichen Schnitzereien aus importiertem Zedernholz errichtet worden. Das massive, dreistöckige Minarett steht gegenüber dem Betsaal an der Nordwand des Moscheehofes und erinnert seiner Form nach an einen Wehrturm mit Schießschachten. Das gesamte Baumaterial, vor allem die Säulen und Kapitelle des Betsaales und der umlaufenden Hofarkaden, stammt aus den römischen Ruinenfeldern (Sbeitla, Karthago). Eine umfangreiche Renovierung des Sakralbaus unternahmen die Hafsiden im Jahre 1294, wobei die Portale neu abgestützt wurden und die Galerien neue Bögen erhielten. Trotz mehrfacher Veränderungsmaßnahmen ist der alte Kern der Hauptmosche aus der Zeit der Aghlabiden in seiner ursprünglichen Form heute noch erhalten.
Im alten Stadtkern Kairouans sind mehrere Moscheen, auch ohne Minarette, als Betsäle erhalten, die von den Einwohnern der jeweiligen Quartiere aufgesucht werden. Die älteste und neben der Hauptmoschee wohl bekannteste ist die sog. "Drei-Tore-Moschee" zwischen der Altstadt und der südlichen Stadtmauer, genannt auch als die "Moschee des Mohammed b. Khairun".
Der andalusische Historiker Ibn 'Idhârî berichtet in seiner "Geschichte des Maghrib" im 14. Jahrhundert über die Moscheegründung wie folgt:
Der Betsaal, den man durch drei Tore betritt, ist nur 9 x 8,60 m groß, wobei die Decke von vier Stützen aus Marmor mit antiken Kapitellen getragen wird. Die Fassade mit rund sieben Metern Höhe wird von drei Inschriften verziert, von denen die erste ein Koranzitat ist (Sure 33, Vers 70-71), die zweite die Gründungsinschrift:
Die dritte Inschrift informiert über die Renovierung der Moschee:
Die Fassade nimmt mit ihrer alten, aus der Aghlabidenzeit stammenden Ornamentik und mit ihren frühen Inschriften in der islamischen Baukunst eine besondere Stellung ein. Der Betsaal, in dem es keine Kanzel (minbar) gibt, ist wahrscheinlich als Familienstiftung für private Zwecke errichten worden. Vom Moscheegründer ist nichts bekannt; wahrscheinlich als Kaufmann kam er aus dem islamischen Spanien in der Aghlabiden-Zeit nach Kairouan, wo man Grabsteine von Familienangehörigen gefunden hat.
Ursprünglich hatte die Moschee kein Minarett. Wahrscheinlich während der Restaurierungsarbeiten unter den Hafsiden hat man der Fassade ein kleines Minarett im Stil der Zeit hinzugefügt, wodurch die letzten Buchstaben der ersten beiden Inschriften beschädigt worden sind.
Der Lokalheilige der Stadt ist ein gewisser Abu Zam'a al-Balawî, ein Gefährte des Propheten (siehe: sahaba), dessen Grab in dem nach ihm benannten Stadtteil al-Balawiya verehrt wird. Der Legende nach soll er drei Barthaare des Propheten Mohammed bei sich getragen haben. Bereits im 10. Jahrhundert berichten Lokalhistoriker Kairouans darüber, daß Bewohner der Stadt an dieser Stelle ein Grab mit einem unversehrten Leichnam gefunden haben. Die Stelle wird wohl als Produkt des islamischen Volksglaubens zu betrachten sein.
Zum Grab gelangt man durch einen großen Innenhof und einen mit Wandfliesen reich geschmückten Korridor im türkischen Stil. Erst im 17. Jahrhundert ließ man eine Kuppel über dem Grab errichten und den Innenhof mit einer kleinen Koranschule und mit Räumlichkeiten (sauma'a) für die Grabbesucher erweitern.
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